- Kasan
- Kasạn,Kazạn' [-z-], Hauptstadt von Tatarstan, am Samaraer Stausee der mittleren Wolga, an der Mündung der Kasanka, 1,10 Mio. Einwohner; Sitz des Muftis für die sunnitischen Muslime im europäischen Russland; Akademie der Wissenschaften Tatarstans, Kasaner Wissenschaftszentrum der Russischen Akademie der Wissenschaften, Universität (gegründet 1804), private Universität (gegründet 1993), TU (aus der Hochschule für Luftfahrttechnik hervorgegangen), mehrere Hochschulen, Kunst-, Gorkijmuseum, Staatsmuseum von Tatarstan, tatarisches und russisches Theater. In Kasan sind etwa 40 % der Industrieproduktion Tatarstans konzentriert, darunter mehrere Betriebe der Rüstungsindustrie; neben dem Bau von Hubschraubern, Werkzeugmaschinen, Präzisionsgeräten und medizinischen Instrumenten auch chemische (u. a. Filme und Magnetbänder), Leder-, Schuh-, Pelz- und Bekleidungs- und Nahrungsmittelindustrie; Verkehrsknotenpunkt mit wichtigem Wolgahafen und internationalem Flughafen.Der Kreml (UNESCO-Weltkulturerbe) wurde seit 1556 ausgebaut und neu befestigt (erneuert im 17. und 19. Jahrhundert), u. a. mit Turm und Verkündigungs-(Blagoweschtschenskij-)Kathedrale (1562, im 18. Jahrhundert umgebaut, ursprüngliche Fresken nicht erhalten). Die Kirche des Verklärungs-(Preobraschenskij-)Klosters wurde 1596-1601 erbaut, die Sankt-Peter-und-Pauls-Kathedrale 1722-26. Die wenigen erhaltenen Moscheen sind aus der Zeit des 18./19. Jahrhunderts und zeigen eine Verbindung von Elementen der wolgabulgarisch-tatarischen Tradition mit Formen des russischen und westeuropäischen Barocks. Die klassizistischen Bauten der Universität entstanden ab 1822 und der Handelshof (heute zum Teil Museum) um 1800. J. P. Bessonow errichtete 1842-52 das Theater. Des Weiteren prägen das Stadtbild Bürgerhäuser des Barock (Michaljalew-Haus, 17./18. Jahrhundert), des Klassizismus (Bronnikow-Palais, Anfang 19. Jahrhundert) und des Historismus (ehemaliger Gouverneurspalast, 1845-49) sowie moderne Bauten (u. a. Zirkus, 1967, und Hotel »Tatarstan«, 1970).Kasan wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von den Wolgabulgaren gegründet und am Ende des 14. Jahrhunderts an die Wolga verlegt; 1399 von Moskauer Truppen zerstört. Die befestigte Stadt wurde zum Zentrum eines der Nachfolgestaaten der Goldenen Horde. Das Khanat Kasan blieb jedoch ein schwacher Staat, geriet 1487 unter russischen Einfluss, 1521 unter den der Krimtataren und erkannte 1524 die osmanische Oberhoheit an. Nach mehreren Feldzügen gelang es Iwan IV. 1552, die Stadt zu erobern und das Khanat seinem Reich einzuverleiben. Kasan blieb eine bedeutende Stadt mit regem Handel und Handwerk, wurde 1708 Gouvernementshauptstadt und 1920 Hauptstadt der Tatarischen ASSR (heute Republik Tatarstan).
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Ka|san: Stadt an der Wolga.
Universal-Lexikon. 2012.